Interview mit Prof. Dr. Lukas Radbruch

Patienten haben noch zu selten Zugang zu einer guten Palliativversorgung Professor Dr. Lukas Radbruch spricht über Herausforderungen in seinem Fachgebiet

Wenn bei einem Menschen Heilung ausgeschlossen und die Lebenserwartung begrenzt ist, stehen Ärzte wie Professor Dr. Lukas Radbruch an der Seite eines Patienten. Ihr Ziel ist es nicht mehr, eine Erkrankung zu heilen, sondern Schmerz und Leid in der letzten Lebensphase zu minimieren. Als einer der führenden Palliativmediziner in Deutschland, Leiter der Klinik für Palliativmedizin am Uniklinikum Bonn und Präsident der deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin kommt er auf Einladung des Hospiz-Vereins Rhein-Ahr am Dienstag, 28. Januar, um 18 Uhr nach Bad Neuenahr-Ahrweiler und spricht im Saal der „Kleinen Bühne“ am Kurpark über die „Herausforderungen in der palliativen Versorgung“. Dazu sprach er im Vorfeld mit dem Hospiz-Verein Rhein-Ahr.

 

Frage: Als Palliativmediziner, was steht für Sie im Vordergrund Ihrer Tätigkeit? 

Antwort: Der Begriff „Palliativmedizin“ kommt von Lateinisch „pallium“, der Mantel. Wie ein Mantel möchte die Palliativmedizin, möchte ich, Sterbenskranke schützen und ihnen durch die palliativmedizinische Versorgung eine möglichst hohe Funktionsfähigkeit und Lebenszufriedenheit erhalten. Dabei geht es nicht um das Beschleunigen oder Hinauszögern des Todes, sondern um Linderung von Beschwerden und die Berücksichtigung der psychischen und spirituellen Bedürfnisse.

 

Was sind die speziellen Bedürfnisse von Menschen in der letzten Lebensphase? 

Auf jeden Fall geht es um die Linderung der körperlichen Beschwerden, von Schmerzen, Luftnot und anderen Symptomen. Genauso wichtig sind menschliche Zuwendung und Nähe, Gespräche und das Gefühl von Gemeinschaft. Die Bedürfnisse sind aber sehr unterschiedlich von Mensch zu Mensch. Für die meisten Menschen ist zum Beispiel die Anwesenheit der Angehörigen sehr wichtig. Sie möchten beim Sterben nicht alleine sein, aber im Gegensatz dazu möchten einige Menschen sich beim Sterben auch lieber zurückziehen, und für sich alleine bleiben.

 

Was ist Ihnen wichtig im Umgang mit Patienten? 

Für mich ist es wirklich wichtig, dass wir jeden Menschen, den wir behandeln, respektieren, so wie er ist. Dazu ist es notwendig, dass wir die Bedarfe und Bedürfnisse des einzelnen betroffenen Menschen wahrnehmen können. Das heißt natürlich nicht, dass wir immer alle Bedürfnisse erfüllen können. Sehr wichtig ist es deshalb manchmal auch, gemeinsam mit Patienten und Angehörigen auszuhalten, wenn man nicht mehr gestalten kann.

 

... und im Umgang mit den Angehörigen? 

Ich sehe Familien als Systeme, die durch die schwere Erkrankung eines Mitglieds sehr belastet werden und in eine Schieflage kommen können. Aufgaben müssen neu verteilt werden, und die Belastungen sind hoch auf allen Seiten. Uns kommt dann manchmal eine ausgleichende und vermittelnde Rolle zu, manchmal müssen wir die Patienten beschützen und manchmal die Angehörigen vor ihrer Überlastung.

 

Ihr Vortrag beim Hospiz-Verein Rhein-Ahr widmet sich den Herausforderungen der palliativen Versorgung. Nennen Sie zwei oder drei für Sie wesentliche Punkte, auf die Sie dabei eingehen möchten. 

Wir haben in den letzten Jahren einen guten Stand der Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland erreicht. Trotzdem gibt es noch viele weiße Flecken auf der Landkarte, und eine Weiterentwicklung der Versorgung ist notwendig. Genauso wichtig ist aber auch die Sicherung der Qualität in der Versorgung, damit nicht nachher überall Palliativversorgung drauf steht, aber nicht mehr drin ist. Eine weitere Herausforderung ist die zunehmende Professionalisierung in der Hospiz- und Palliativversorgung. Das gilt für Hauptamt ebenso wie für Ehrenamt. Und die Diskussion um die Sterbehilfe wird uns auch weiter besonders beschäftigen, als Zeichen einer Gesellschaft die Selbständigkeit und Unabhängig sehr hoch, vielleicht zu hoch bewertet.

 

Der Kreis Ahrweiler ist ein ländlich geprägter Kreis. Wie sieht es mit der palliativen Versorgung auf dem Land aus? 

Auch in den ländlichen Bereichen ist die Versorgung zunehmend besser geworden. Es ist aber noch nicht gut genug. Die weiten Fahrwege erschweren die Versorgung, und es gibt nur ein dünnes Netz für die Hospiz- und Palliativversorgung. Hier sind neue Modelle der Versorgung gefordert.

 

Wo und bei wem sehen Sie den dringendsten Handlungsbedarf in Sachen palliativer Versorgung? 

In den Pflegeeinrichtungen hat sich viel getan, dort ist vielerorts ein Bewusstsein für die Notwendigkeit der Palliativversorgung entstanden. Aber immer noch erhalten viele Patienten in den Pflegeeinrichtungen, ebenso wie Patienten mit anderen als Tumorerkrankungen zu selten den Zugang zu einer guten Palliativversorgung.

 

Wie wird die Zukunft der palliativen Versorgung aussehen - in zehn, 20 oder 50 Jahren? 

Zum einen wird die Entwicklung und Spezialisierung der Palliativversorgung sicher weitergehen. In der Fachgesellschaft arbeiten wir zum Beispiel auf einen Facharzt für Palliativmedizin hin. Andererseits sollte die Palliativversorgung überall angeboten werden, und hoffentlich werden in 20 Jahren Hospiz- und Palliativbeauftragte in jedem Krankenhaus, jedem Pflegeheim und jeder Gemeinde als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, um diesen Zugang zu gewährleisten.

 

Warum sind Sie Mitglied und 2014 auch ehrenamtlich Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin geworden? 

Das ist eigentlich Teil einer langen Entwicklung. Ich habe 1990 in Köln angefangen mit Palliativmedizin, und dort mit vielen Pionieren der Palliativversorgung zusammengearbeitet. Und es gab und gibt immer wieder Themen, die wichtig sind, und Dinge, die bewegt werden sollten……

 

Welche Bedeutung hat für Sie ein Hospiz-Verein wie der Hospiz-Verein Rhein-Ahr bei der Begleitung von Menschen in der letzten Lebensphase? 

Die Hospizvereine und Hospizdienste stellen einen ganz wichtigen Teil der Hospiz- und Palliativversorgung dar. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter können mit den betroffenen Patienten und ihren Angehörigen auf Augenhöhe sprechen, sie können aber auch zuhören und dabeibleiben. Über die Hospizdienste wird vielerorts nicht nur eine Sterbebegleitung, sondern auch eine Trauerbegleitung angeboten, die von den Betroffenen gut erreicht werden kann. Vor allem aber sind die Ehrenamtlichen Botschafter für den guten Umgang mit Sterben und Tod, sie reden mit Familie, Freunden und Kollegen über das, was sie tun und erleben.

 

Zur Person: Professor Dr. Lukas Radbruch 

Lukas Radbruch ist 1959 in Bevensen/Niedersachsen geboren. Er wirkt als Arzt, Anästhesiologe, Palliativmediziner und Hochschullehrer. Er hat in Bonn studiert und promoviert und sich im Jahr 2000 in Köln habilitiert. Im Jahr 2010 wechselte von der RWTH Aachen an die Universität Bonn auf den Lehrstuhl für Palliativmedizin und übernahm damit auch die Leitung des Zentrums für Palliativmedizin am Malteser Krankenhaus Bonn/Rhein-Sieg wie auch die Leitung der neu eingerichteten Klinik für Palliativmedizin am Universitätsklinikum Bonn. Von 2007 bis 2011 war er Präsident der „European Association for Palliative Care“, seit 2014 ist er Vorsitzender der „International Association for Hospice and Palliative Care“ und seit 2014 Präsident der „Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin“.

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